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Science Trail: Ein Wissen­schafts­spazier­gang durch Graz

Hand aufs Herz: Hätten Sie gewusst, welcher berühmte Grazer Romanist seine „Pumpe“ in seinem Wohnhaus einmauern ließ? Ein neues Leykam-Buch verrät es uns.

Im jüngst erschienen BuchScience Trail Graz von Alois Kernbauer erfährt man außerdem, wer der erste buddhistische Mönch der k&k Zeit war, wie die erste Professorin der Grazer Uni hieß und warum sie einige Zeit im pathologischen Institut wohnte. Bei der Lektüre merkt man, wie stark Graz von der Wissenschaft geprägt ist. Und so haben wir uns auf einen kleinen Science Trail gemacht. Und am Ende auch das eingemauerte Herz gefunden.

Station 1: Andreas-Hofer-Platz 3

Hier, an einer städtebaulich mittlerweile durchaus komplexen Ecke, wurde der Orientalist Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall geboren. Er forschte in Istanbul, übersetzte Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“ und schrieb ein zehnbändiges Werk über das Osmanische Reich. Heute findet sich im Haus das Restaurant „Die Erde“, eine Tafel erinnert an den großen Wissenschaftler. Weiter geht es in das Herz der Innenstadt. Wir wandern die Sporgasse hinauf und machen Halt bei einer Bäckerei.

Station 2: Hofgasse 6

Das Haus, wo sich die wunderschön gestaltete Hofbäckerei Edegger-Tax befindet, gehörte einst dem „Vater der österreichischen Jurisprudenz“, Bernhard Walther. Er studierte unter anderem in Bologna, war Kanzler in Niederösterreich und später auch in der innerösterreichischen Regierung. Nur wenige Schritte entfernt liegt die „Alte Universität“, die eng mit der Wissenschaft verbunden war – und mit diversen Veranstaltungen bis heute ist. Wir wandern weiter in das heutige „Univiertel“, wo naheliegenderweise zahlreiche Bauten die Karriere von berühmten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begleiteten.

Station 3: Universitätsplatz 3a

In diesem Gebäude haben wohl fast alle Studierenden irgendwann nach Literatur gesucht. Nach einem Umbau durch das Büro von Thomas Pucher präsentiert sich die Universitätsbibliothek mittlerweile gänzlich neu. Einst aber haben hier Pionierinnen der Wissenschaft gewirkt. So etwa Octavia Aigner-Rollett, die erste praktizierende Ärztin in der Monarchie, die in Graz 1905 ihr Studium erfolgreich abschloss. Seraphine Puchleitner, die 1902 als erste Frau überhaupt in Graz promovierte. Oder die große Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, die einige Semester in der steirischen Landeshauptstadt studierte. Besonders bemerkenswert ist auch Carla Zawisch-Ossenitz, die als erste Frau eine ordentliche Professur an der Grazer Uni bekleidete. Trotz ihrer Verdienste um die Medizin musste sie mit einem Zimmer des Instituts für Pathologie vorlieb nehmen, weil es zu wenige Wohnungen gab. Abenteuerlich war ihr gesamtes Leben, schließlich wurde sie zuvor als Dozentin in Wien von der Gestapo verhaftet und musste als überzeugte Katholikin und Österreicherin vor der Verfolgung durch die Nazis nach Spanien und später in die USA fliehen. Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil begann sie ihre Laufbahn an der Grazer Uni.

Station 4:

Am „Meerscheinschloß“ vorbei führt unser Weg zum Zentrum für Molekulare Biowissenschaften. Hier wird seit 2007 in einem markanten Gebäude Forschung auf Top-Niveau betrieben. Die sehenswerte Architektur war wohl auch dafür verantwortlich, dass diese Gebäudegruppe das Cover des Buches ziert. Wir wenden uns nun wieder der Uni zu, gehen am Resowi vorbei und dann den Hügel hinauf zu unserem letzten Schauplatz.

Station 5: Johann-Fux-Gasse 30

In der dortigen Villa Malwine lebte Hugo Schuchardt. Der gebürtige Deutsche war ein begeisterter Forscher und schrieb als Sprachwissenschaftler Geschichte. Er beschäftigte sich unter anderem mit kreolischen Sprachen. Zudem war er ein genialer, wenn auch offenbar etwas verschrobener Gelehrter. In seinem Haus hielt er Unterricht, der Legende nach zuweilen auch vom Bett aus. Verbürgt jedenfalls ist, dass er die Villa Malwine, die nach seiner Mutter benannt wurde, der Universität vermachte, die sie später für die Romanistik nutzte und nach wie vor als Zentrum für Sprachen in Betrieb hat. Zu seinem letzten Willen gehörte auch, dass Schuchardts Herz nach seinem Ableben im Stiegenhaus eingemauert wurde. Weniger makaber ist der Obstgarten, der neben der Villa von der Uni für Forschungszwecke verwendet wird.

Wer weitere Stationen dieses „Science Trail Graz“ entdecken möchte, ist mit dem Buch von Alois Kernbauer, herausgegeben vom Grazer Universitätsbund, bestens bedient.

Fotos des Spaziergangs:
Wolfgang Kühnelt für den Leykam Verlag

Unsere Buchempfehlung:

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