Beschreibung
Im April 2010 wurde die Unabhängige Opferschutzanwaltschaft und Opferschutzkommission für Betroffene von Missbrauch und Gewalt im Bereich der katholischen Kirche Österreichs ins Leben gerufen. In den letzten zehn Jahren konnte 2.305 Betroffenen finanzielle und/oder therapeutische Hilfestellung gegeben werden. In diesem Jahrzehnt konnten auch dringlich erforderliche und entscheidende Schritte weg vom Verschweigen, Verdrängen und Vertuschen hin zur Zuwendung an die Betroffenen, zu Aufklärung und Aufarbeitung gesetzt und das öffentliche Bewusstsein geschärft werden. Vor allem auch mit dem vorliegenden Buch »VERANTWORTUNG! Es kann und darf keinen Schlussstrich geben!« soll durch die Opferschutzkommission eine Zwischenbilanz dieser zehn Jahre sowie einen Ausblick auf die vor der Kommission, der Kirche und der gesamten Gesellschaft liegenden großen Aufgaben der nächsten Jahre geben.
Die Herausgeber, Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic und Koordinator Herwig Hösele, bauen mit dem vorliegenden Buch auf die Erfahrungen der Arbeit der letzten Jahre und insbesondere auch auf ihr 2013 erschienenes Buch »Missbrauch und Gewalt. Erschütternde Erfahrungen und notwendige Konsequenzen« auf. Ging es bei der Publikation des Jahres 2013 schwerpunktmäßig um einen ersten Überblick über die Arbeit, um erschütternde Berichte von Betroffenen und die ersten wichtigen erforderlichen Maßnahmen von Kirche, Staat und Gesellschaft, gibt es 2020 eine weiter gefasste Perspektive. Es soll einerseits gezeigt werden, was seitens der Kommission getan wurde und was noch dringlich zu tun ist, es soll aber andererseits der Blick auf die gesamte Gesellschaft und auch den internationalen Rahmen gerichtet werden. In diesem Sinne sind die Beiträge zu diesem Buch, die jene des Jahres 2013 ergänzen und erweitern, verfasst.
Die Beiträge von Waltraud Klasnic, Herwig Hösele, Rita Kupka-Baier, Brigitte Dörr und Elfriede Spring befassen sich im Wesentlichen mit der Tätigkeit der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft und Opferschutzkommission und der kirchlichen »Stiftung Opferschutz«.
Udo Jesionek gibt einen Überblick über die Maßnahmen zur Hilfe für Opfer von Gewalt und Missbrauch, die über Veranlassung der Wiener Jugendwohlfahrt in Einrichtungen oder bei Pflegeeltern untergebracht waren.
Unabhängige Opferschutzanwaltschaft
Wichtige Schlussfolgerungen für die Prävention und notwendige wissenschaftliche Aufarbeitung ziehen Reinhard Haller, Werner Leixnering und Caroline List in ihren Beiträgen. Eine hochinteressante und fundierte Gesamtsicht der Entwicklung der Kinderrechte liefert mit der Kompetenz als langjährige Vizepräsidentin und Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes Bundeskanzlerin a.D. Brigitte Bierlein. Ulla Konrad präsentiert mit ihren Kolleginnen ein Best Practice-Beispiel des Kinderschutzes anhand der Projekte der Kinderhilfsorganisation Concordia in fünf Ländern. Kurt Scholz schildert literarisch-essayistisch »Begegnungen mit dem beschädigten Leben« – einerseits tief berührend, anderseits in profunder Verbindung mit künstlerisch-wissenschaftlichen Werken und Zitaten.
Die Perspektive der Herausforderungen und Aktivitäten der katholischen Weltkirche beschreibt der Leiter des päpstlichen Kinderschutzzentrums und Vizerektor der »Gregoriana“ in Rom, der Jesuit Hans Zollner. Den Fokus und Blick auf die Entwicklungen in allen Teilen der Welt und Gesellschaft sowie insbesondere auf die entscheidende Bedeutung der Medien für Aufklärung und Bewusstseinsbildung richtet Herwig Hösele in einer Dokumentation von Medienschlagzeilen und einigen ausgewählten Kommentaren und Berichten.
In einem abschließenden Beitrag setzt sich Herwig Hösele anhand von statistischen Daten und aktuellen Umfrageergebnissen mit dem besorgniserregenden Vertrauensverlust in die katholische Kirche und den Institutionen auseinander und skizziert eine Zukunftsperspektive.
Mit diesem Buch sollen weiterführende Markierungen auf dem steinigen Weg der Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch und Gewalt in der Gesellschaft, speziell in der katholischen Kirche, gegeben werden. Dieser Weg muss nach Ansicht der Kommission und der Herausgeber mit Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein konsequent weitergegangen werden.